Christian, 38

Christian, 38

Professor für neue Verkehrsleitsysteme

„Ich betreue ein stetig wachsendes Team von Nachwuchsforschern. Anders als vor fünfzehn Jahren ist das Team heute extrem multidisziplinär und die Leute kommen aus verschiedensten Ländern. Mein Budget schrumpft kontinuierlich und ich muss dreissig Prozent meines Forschungsbudgets über private Gelder finanzieren. Zudem bin ich Berater und Boardmember in verschiedenen privaten und Öffentlichen Institutionen. Und jetzt haben meine Mitarbeiter sich auch noch unisono beschwert, dass sie sich mehr Betreuung von mir wünschen. Sie erachten überhaupt die herkömmliche Unikarriere als weltfremd!  Und jetzt wächst mir das alles über den Kopf. Weil selber forsche ich schon lange nicht mehr – und das war eigentlich der Grund, weshalb ich Professor geworden bin.“

Fabienne, 34

Fabienne, 34

Post-Doc in einem Forscherteam für Robotics

Forschung war schon immer meine Leidenschaft. Und ich habe alles dafür getan in diesem einzigartigen Forscherteam mitarbeiten zu können. Doch seit ich vor einem Jahr dort angefangen habe, habe ich grosse Zweifel, was meine Karriere anbegeht. Mein Professor ist ja eigentlich nur mit Vorträgen, Geldbeschaffung und Administration beschäftigt. Er scheint selbst fast keine Zeit mehr zu haben, um inhaltlich selbst zu forschen. Zudem ist er auch ein kein guter Teamleiter – wir wissen irgendwie alle nicht genau wer woran arbeitet. Wir kennen uns zwar – aber irgendwie doch nicht. Manchmal habe ich auch das Gefühl, dass da ein unterschwelliger Konkurrenzkampf am Laufen ist. Ich fühl mich oft nicht wie in einem Team sondern als Einzelkämpfer. Die neuen im Team haben auch keinen richtigen Drive mehr. Freizeit scheint heutzutage das wichtigste zu sein. Und ich weiss nicht, mit wem ich mich fachlich und persönlich mal austauschen kann. Soll ich meine Unikarriere weitertreiben? Was habe ich für Möglichkeiten ausserhalb der Uni? Geht das nur mir so?“

Roland, 58

Roland, 58

Geschäftsführer Schweizer Traditionsbetrieb

„Ich habe den Betrieb von meinen Vater übernommen, und der hat ihn von seinem Vater übernommen. Wir führen seit drei Generationen erfolgreich ein mittelständisches Unternehmen in der Lebensmittelbranche. Meine beiden Töchter werden den Betrieb aber nicht übernehmen und auch in der Firma gibt es derzeit niemanden, an den ich übergeben möchte. Das beschäftigt mich seit einiger Zeit sehr. Ich möchte die Firma nicht an einen „Grossen“ verkaufen. Unsere Firma basiert aufden Werten Genuss, Regionalität und Qualität. Ich habe Angst, dass diese Werte verloren gehen könnten. Gleichzeitig kommen wir aber auch immer mehr unter Druck, die Konkurrenz schläft nicht. Ich wünschte, ich hätte ein Team um mich, mit dem ich in die Zukunft denken könnte.“

Jochen, 42

Jochen, 42

Top Management Konsumgüterfirma

„Ich fliege nun seit Jahren erfolgreich in der Gegend rum – optimiere, maximiere und ernte Applaus und viel Bonus. Um meine Familie werde ich beneidet und ich bin auch wirklich stolz darauf, wie wir als Team funktionieren. Aber trotzdem fühle ich mich seit nun fast einem Jahr völlig energielos. Meine Leidenschaft sind die Berge und die Geologie. Früher war ich ehrenamtlich bei Greenpeace engagiert, aber das hat heute wirklich keinen Platz mehr. Ich verbringe zwar jede freie Minute mit meiner Familie in den Bergen – aber das sind eben nur so kurze Momente. An 47 Wochen im Jahr renne ich meinen Aufgaben und Pflichten hinterher – aber war es das?  Doch irgendwie ist mir überhaupt nicht klar, was ich will, wie ich meine Energien wieder zurück bekomme und wie ich mein Leben anders gestalten könnte, ohne meine Familie da mit reinzuziehen. Ist ja mein persönliches Luxusproblem. Und ich schäme mich fast ein bisschen dafür.“

Karin, 38

Karin, 38

Risk Managerin einer Internationalen Bank

„Irgendwie hab ich alles richtig gemacht: BWL Studium mit anschliessendem Jobeinstieg in einer internationalen Unternehmensberatung. Danach hab ich im Ausland einen MBA gemacht. Dabei habe ich meinen Mann kennengelernt. Wir sind ein super Team. Mittlerweile sind wir auch vier und ich liebe meine Familie. Ich hab einen anerkannten Job, verdiene extrem gut und mein Arbeitgeber ermöglicht mir mit achzig Prozent eine Führungsposition wahrzunehmen. Aber seit nun fast zwei Jahren fehlt mir Sonntagabends der Antrieb und Montagmorgen muss ich mich richtig ins Büro quälen. Ich trau mich nicht über diese latente Unzufriedenheit und Leere zu sprechen. Ich habe das Gefühl, dass ich undankbar bin. Aber irgendwie spüre ich auch, dass es so nicht weitergehen kann.“